Schulmedizinische Studie zeigt Risiken einer Hormonersatztherapie

10.05.2015

Eierstockkrebs: Hormonersatztherapie erhöht das Risiko

Die Hormonersatztherapie (HRT) war bereits 2002 in die Kritik geraten, als die Women's Health Initiative
ernsthafte Risiken der Therapie aufgezeigt hatte: Die Einnahme von Östrogen-Gestagen-Präparaten bei
Wechseljahrbeschwerden steigert das Risiko auf Herzinfarkt und Brustkrebs. Nun liefern Ergebnisse britischer
Wissenschaftler weitere Gründe, die für einen zurückhaltenden Gebrauch der Hormonpräparate sprechen.
Die Forscher konnten in einer Metaanalyse zeigen, dass die Hormonersatztherapie auch das
Ovarialkarzinom-Risiko erhöht.
Die Forscher von der Universität Oxford werteten insgesamt 52 epidemiologische Studien (17 prospektive und 35
retrospektive Untersuchungen) aus Australien, Europa und Nordamerika aus. Dabei stellten sie fest, dass die Einnahme
der Hormone mit einem Anstieg von Ovarialkarzinomen um bis zu 40 % einhergeht − unabhängig von der
Zusammensetzung der Präparate. Das Risiko steigt auch dann, wenn die Frauen die Hormonpräparate nur wenige
Jahre einnehmen.

Aggressiver Tumor und schlechte Prognose
Eierstockkrebs ist bei Frauen die sechsthäufigste Krebserkrankung. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 7.800
Frauen daran, mehrheitlich tritt er bei Frauen über 60 Jahren auf, aber etwa jede zehnte betroffene Frau ist unter 45 Jahren.
Im Vergleich zu Brustkrebs ist Eierstockkrebs relativ selten, aber er zählt zu den aggressivsten Tumoren. Anders als beim
Mammakarzinom gibt es bisher keine effektive Früherkennung für Eierstockkrebs. Da die Erkrankung lange symptomlos
verläuft, wird der Tumor in drei von vier Fällen erst spät entdeckt. Somit sind auch die Chancen auf Heilung deutlich
schlechter als die bei Brustkrebs.

Risiko um 40 Prozent höher − unabhängig vom Präparat
In Deutschland wird die Hormonersatztherapie zwar seltener verordnet als zum Beispiel in den USA oder Großbritannien. Dort
nehmen inzwischen wieder 6 Millionen Frauen nach den Wechseljahren Hormonpräparate ein, um ihre Beschwerden zu lindern.
Trotzdem lassen die Ergebnisse der britischen Wissenschaftler auch hierzulande Mediziner aufhorchen.
Die Zahlen der Briten sind recht eindeutig und erschreckend. Nehmen die betroffenen Frauen die Hormonpräparate weniger als
fünf Jahre lang ein, steigt das Risiko um 43 % an. Bei einer längeren Einnahmezeit bleibt das Risiko um 41 % erhöht. Auch nach
dem Absetzen der Therapie sinkt das Risiko nur langsam wieder ab. So ist es bei Langzeitanwenderinnen in den ersten fünf Jahren
nach dem Absetzen noch um 29 % erhöht, in den folgenden fünf Jahren noch um 10 %.
Dabei steigt das Risiko auf ein Ovarialkarzinom unabhängig davon, ob die Frauen ein Östrogen-Monopräparat oder eine
Östrogen-Gestagen-Kombination einnehmen.

Effekte nur bei serösen und endometrioiden Tumoren
Das Alter, in dem die HRT begann, Größe und Gewicht der Frauen, die Einnahme von Kontrazeptiva, eine erfolgte Hysterektomie,
Alkohol- oder Tabakkonsum sowie die Familiengeschichte in Bezug auf Brust- oder Ovarialkrebs hatten im Zusammenspiel mit der
HRT keinen Einfluss auf das Risiko.
Allerdings wirkt sich die HRT nur bei den beiden häufigsten Ovarialkarzinom-Arten, d.h. bei serösen und endometrioiden Tumoren
aus. Klarzellige oder muzinöse Tumore werden offensichtlich von der HRT nicht beeinflusst.

Quelle:
http://www.hevert.com/market-de/arzt/de/meine_praxis/medizin_aktuell/artikel/eierstockkrebs-hormonersatztherapie-erhoeht-das-risiko
ollaborative Group on Epidemiological Studies of Ovarian Cancer: Menopausal hormone use and ovarian cancer risk: individual participant meta-analysis of 52 epidemiological studies, www.thelancet.com, published online February 13, 2015 http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)61687-1
http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2814%2961687-1/abstract

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Was ist also zu tun?

Zuerst einmal sollte man nicht in Panik verfallen. Eine schon begonnene Therapie sollten Sie auch nicht eigenmächtig beenden.
Fragen Sie Ihren Arzt in Bezug auf diese Fakten nach den Risiken und Chancen der Therapie in explizit Ihrem Fall. Kann er eventuell
Alternativen anbieten?
Ich empfehle Ihnen außerdem einen Beratungstermin in meiner Praxis zu vereinbaren. Dabei können wir Ihren Fall ganz in Ruhe
und von allen Seiten betrachten. Wir können Risiken dieser Therapie, Vor- und Nachteile anderer Therapien erörtern oder auch
gegebenenfalls Möglichkeiten finden, die Nebenwirkungen bestimmter Therapien zu schwächen oder zu verhindern.