Vitamin D: Auf die Dosis kommt es an

08.08.2015

Vitamin D wird unter Experten diskutiert: Die einen sprechen dem Vitamin, das eigentlich keins ist, neben den
unbestrittenen Effekten auf den Knochenstoffwechsel, besondere Wirkung bei Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
oder Alzheimer zu, die anderen weisen diese Ansätze weit von sich. Diese Diskussion wird durch sehr
unterschiedliche Studienergebnisse zur Wirkung von Vitamin D angetrieben. Doch wie kommt es zu den
abweichenden Resultaten?

Der Amerikaner Bruce Hollis liefert mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten zu Vitamin D nun eine plausible Erklärung. Er
schlussfolgert: Nicht nur 25(OH)D3 (Calcidiol) ist ausschlaggebend für die Wirkungen, sondern auch die Ausgangssubstanz
Vitamin D3 (Cholecalciferol). Vor allen Dingen spielen aber die Einzeldosis und die Häufigkeit der Vitamin D-Supplementierung
eine entscheidende Rolle. Statt einer wöchentlichen oder monatlichen Gabe ist die tägliche Verabreichung in der richtigen Höhe
für eine optimale Wirkung von Vitamin D notwendig.

Vitamin D reguliert in seiner hormonaktiven Form als Calcitriol (1,25-(OH)2-D3) nicht nur den Kalzium- und Phospathaushalt
des Körpers, sondern hat über die Bindung an zellständigen Vitamin D-Rezeptoren Einfluss auf nahezu alle Körperzellen und
Organe. Dazu gehören unter anderem das Herz-Kreislauf- und Immunsystem, das endokrine System sowie das Zellwachstum
und die Zelldifferenzierung. Damit wird Vitamin D immer häufiger nicht nur mit der Krebsentstehung und -prävention, sondern
auch mit vielen anderen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht.

Vitamin D: Metabolismus kurz rekapituliert

Um die Argumentation von Hollis nachzuvollziehen, muss man sich die biochemischen Grundlagen ins Gedächtnis rufen.
Vitamin D wird unter optimalen Bedingungen endogen synthetisiert und ist schon von daher kein Vitamin sondern ein
Hormon. Die wichtigsten Verbindungen von Vitamin D sind einerseits das unter Sonnenbestrahlung in der Haut aus 7-
Dehydrocholesterol gebildete Cholecalciferol bzw. Calciol bzw. Vitamin D3 und das aus Pflanzen stammende und ebenfalls
unter UV-Strahlung entstehende Vitamin D2 (Ergocalciferol). Vitamin D3 wird in geringen Mengen (ca. 100 IE bei „normaler“
Ernährung) auch über die Nahrung aufgenommen.

Cholecalciferol wird an das Vitamin D-bindende Protein gebunden und über das Blut zur Leber transportiert. Dort wird es über
das Enzym 25-Hydroxylase zu 25-OH-D3 (Calcidiol bzw. 25-Hydroxycholecalciferol) umgewandelt. In den Nieren findet dann
mit Hilfe von 1α-Hydrolase eine zweite Hydroxylierung zum stoffwechselaktiven 1,25-(OH)2-D3 (Calcitriol bzw. 1,25-
Dihydroxycholecalciferol) statt. In dieser aktiven Form entfaltet Vitamin D seine biologischen Wirkungen auf den
Calciumstoffwechsel und die Knochenmineralisierung.

Cholecalciferol mehr Beachtung schenken

Die Ermittlung des Vitamin D-Status erfolgt üblicherweise über die Bestimmung des 25-OH-D3-Spiegels im Serum. Hier liegt
auch der derzeitige Fokus der Wissenschaft. Hollis Review zufolge wird jedoch der Ausgangssubstanz, dem Cholecalciferol, nicht
genug Beachtung geschenkt. Es spielt ebenfalls eine wichtige physiologische Rolle im endokrinen und autokrinen System.
Vitamin D3 wird nämlich nicht nur in die Leber transportiert, sondern auch in zahlreiche Zellgewebe des Körpers, die selbst
wiederum die aktive Form herstellen können, aber nicht zurück ans Blut abgeben sondern „selbst“ verbrauchen. Es findet also
eine nicht zu unterschätzende Produktion von 25(OH)D3 in den Zellgeweben außerhalb der Leber (und der Niere) statt.

Vitamin D-Rezeptoren und Zirkulationsdauer

Bekannt ist auch, dass Vitamin D3, 25(OH)D3 und 1,25(OH)2D3 sehr unterschiedliche Bindungsaffinitäten zum Vitamin D-bindenden
Protein haben. Dies hat Einfluss auf die Zirkulationsdauer bzw. Halbwertszeit der einzelnen Vitamin D-Metaboliten. Im Gegensatz zu
25(OH)D3 bindet z. B. Vitamin D3 (Calciol) deutlich schwächer an das Bindungsprotein und ist damit zellulär besser und auch schneller
verfügbar. Allerdings ist auch die Halbwertszeit deutlich geringer. Bei wöchentlicher oder gar monatlicher Gabe einer hohen Dosis steht
den Zellen zwar kurzzeitig ausreichend Vitamin D zur Verfügung, doch der größte Teil wird in der Leber und der Niere umgewandelt und
steht den anderen Körperzellen daher nicht mehr zur Verfügung. Dies sind jetzt erst verstandene Aspekte, die in der Vitamin D-Forschung
zu wenig berücksichtigt würden und die Erklärungsansätze für ganz unterschiedliche Studienresultate bieten könnten, die für die tägliche
Vitamin D-Gabe gute Resultate zeigen, für die nicht so physiologischen Wochen- oder Monatsdosierungen jedoch nicht.

Die Dosis macht’s

Hollis weist in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung einer richtigen, ausreichend hohen Dosierung hin. Im Gegensatz zu
früheren Annahmen wurde jetzt durch aktuelle Studien die Notwendigkeit einer täglichen Gabe von Vitamin D in ausreichender Dosierung
(2.000 – 6.000 IU/d) über mehrere Monate hinweg belegt, weil sich stabile Blutspiegel von Vitamin D3- und 25(OH)D3 nur so einstellen
könnten. Präparate zur Supplementierung mit überschaubarer Konzentration (wie beispielsweise in Vitamin D3-Hevert Tabletten mit
1000 IE pro Tablette) für eine optimale individuelle Dosierungsmöglichkeit sind in diesem Falle vorteilhafter als Hochdosispräparate.
Hohe Einmalgaben bzw. Verabreichung in Intervallen ergeben nicht dieselben konstanten zirkulierenden Vitamin D3- und
25(OH)D3-Spiegel. Diese sind aber für ein gut funktionierendes endokrines und autokrines System und die mittlerweile gut belegten
Effekte von Vitamin D über den Knochenstoffwechsel hinaus unerlässlich.

 

Quelle:
Bruce W. Hollis and Carol L. Wagner: The Role of the Parent Compound Vitamin D with Respect to Metabolism and Function: Why Clinical Dose Intervals Can Affect Clinical Outcomes.
J Clin Endocrinol Metab. 2013 Dec; 98(12): 4619–4628. doi: 10.1210/jc.2013-2653
http://www.hevert.com/market-de/arzt/de/meine_praxis/medizin_aktuell/artikel/vitamin-d-auf-die-dosis-kommt-es-an

Was sollten Sie beachten und was kann ich Ihnen anbieten?

Auch wenn der Körper generell Vitamin-D durch Sonnenlicht (UV) selber herstellen kann, reicht dies in unseren Breiten
im Regelfall nicht aus. Wir befinden uns im Gegensatz zu unseren Vorfahren zu oft in geschlossenen Räumen/Gebäuden und
bedecken unseren Körper in der überwiegenden Zeit auch noch durch Kleidung. In der kurzen Zeit, in der es zu vermehrter
Sonnenstrahlung mit höherer Intensität kommt, benutzen wir im Normalfall auch Sonnencreme; dies natürlich aus gutem Grund.
Allein diese Faktoren sorgen aber schon dafür, das der überwiegende Teil der Bevölkerung einen zu geringen Vitamin-D-Spiegel hat.

In meiner Praxis führe ich umfangreiche Laborleistungen durch. Auch hierbei konnte ich feststellen, das in der Mehrzahl der
Untersuchungen ein Mangel bestand.

Vitamin-D ist für den Körper sehr wichtig. Es wird an vielen Stellen und bei ebenso vielen Prozessen vom Körper benötigt.
Ist der D-Spiegel niedrig, so macht es Sinn, ihn mit entsprechend hohen Dosen regelmäßig über eine bestimmte Zeit hinweg
anzuheben. Danach sollten Sie den Spiegel mit etwas geringer dosierten Produkten auf seinem Niveau halten.

Eine Zufuhr ist auf verschiedenen Wegen möglich. Jedoch sollte keine Selbsttherapie ohne vorherige Untersuchung und Beratung
erfolgen. Der Aufwand für eine Untersuchung und die Therapie selber ist in den meisten Fällen gering.
Gerne berate ich Sie bei diesem Thema zu Mangelerscheinungen, möglichen Erkrankungen, Untersuchung und Therapie.
Bitte beachten Sie auch, das es durchaus unterschiedliche Produkte gibt; mit Unterschieden in Zusammensetzung, Dosis und
auch Qualität. Gerade die günstig in Supermärkten oder im Versandhandel angeboteten Produkte sollte man dahingehend
genau vergleichen. Es geht hier schließlich nicht um Lutschbonbons.

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